Heute wurde als erstes Arbeitsergebnis des zeitweiligen Ausschusses für Erinnerungskultur der Entwurf für ein Gedenkkonzept der Landeshauptstadt Dresden öffentlich vorgestellt. Dresden blickt in den letzten einhundert Jahren dabei auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Fünf politische Systeme und zwei Weltkriege, dabei die fast völlige Zerstörung der Stadt verbunden mit unwiederbringlichen Verlusten bestimmen die Erinnerungskultur.
Die LINKEN im Ausschuss (Tilo Wirtz und Dr. Margot Gaitzsch) haben u. a. angeregt, der Ausrufung der Republik in Dresden mit der Ankündigung erster freier, gleicher und geheimer Wahlen für Frauen und Männer am 10. November 1918 im Saal des Zirkus Sarrasani durch den USPD-Abgeordneten Hermann Fleißner einen größeren Platz in Gedächtnis Dresdens einzuräumen. Sowohl an das Datum als auch an den Ort in der Inneren Neustadt erinnert heute nichts mehr. Weitere aus Sicht der LINKEN zu schließende Erinnerungslücken betreffen die Ereignisse am 15. März 1920, als während des Kapp-Putsches am Postplatz in Dresden 59 Demonstrantinnen und Demonstranten von der Reichswehr erschossen worden sind und die Geschichte der Militärjustiz der Wehrmacht in Dresden.
Stadtrat Tilo Wirtz (Fraktion DIE LINKE) erklärt dazu:
„Dresdner Stadtgeschichte ist mehr als barocke Folklore und die Zerstörung 1945. Möge das Erinnerungskonzept dazu beitragen, dass die Historie der Stadt in ihrem Facettenreichtum erkannt wird und einseitige Deutungen und politische Instrumentalisierungen zukünftig der Vergangenheit angehören.“
Dr. Margot Gaitzsch (Fraktion DIE LINKE) bedauert, dass die Öffentlichkeit erst jetzt einbezogen wird:
„DIE LINKE hat von Beginn an für eine öffentliche Diskussion zur Dresdner Erinnerungskultur gestritten. Die Diskussion zum Gedenkkonzept der Stadt gehört nicht hinter verschlossene Türen. Der öffentliche Diskurs zur Geschichte der Stadt ist ebenso wie konkrete Formen des Erinnerns Bestandteil der Erinnerungskulturen der Stadt. Ich begrüße deshalb, dass mit der Konferenz am 23. November ein Schritt auf die Bürgerinnen und Bürger zugegangen wird. So kann es gelingen, dass das Gedenkkonzept der Landeshauptstadt vom Kopf auf die Füße gestellt wird, dass es Bestandteil der Erinnerungskulturen der Menschen, die in Dresden leben, wird. Nur so kann es gelingen, dass das städtische Konzept die Vielfalt demokratischer Erinnerungskulturen widerspiegelt.“
Kategorien: Pressemitteilung, Erinnerungskultur, Wirtz, Gaitzsch
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