16. March 2016

Narrenhäusel-Umbau 1936 auf Veranlassung von Nazi-Oberbürgermeister Ernst Zörner (NSDAP)

Auf Antrag einer Stadtratsfraktion soll befristet auf 60 Jahre ein Grundstück an der Augustusbrücke mit der Bedingung verkauft werden, die ehemalige Ausflugsgaststätte „Narrenhäusel“ in der baulichen Fassung „wie vor der Zerstörung“ zu rekonstruieren.

Die Erstbebauung im 18. Jahrhundert ging auf den Hofnarren Augusts des Starken, Joseph Fröhlich, zurück. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude baulich überformt und aufgestockt. Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts muss das Bauwerk stark sanierungsbedürftig gewesen sein, bevor es in die maßgeblich vom Arbeitsdienst in der Nazizeit geleistete Umgestaltung des Königsufers einbezogen wurde.

Wie die Dresdner Neuesten Nachrichten vom 16. Mai 1937 berichten, geschah dies auf „Veranlassung von Oberbürgermeister Zörner“, dem an gleicher Stelle im Stile der Zeit gehuldigt wurde: „...und so gebührt dem Oberbürgermeister in doppelter Hinsicht Dank für sein tatkräftiges Eingreifen auch in dieser für unser Gemeinwesen so wichtigen Frage.“

Ernst Zörner, Nazi der ersten Stunde und 1928 der erste Stadtverordnete, den die NSDAP in eine Stadtverordnetenversammlung (in Braunschweig) deutschlandweit entsandte, wurde 1933 auf direkte Vermittlung Adolf Hitlers Oberbürgermeister in Dresden, musste dieses Amt aber bereits 1937 auf Grund finanzieller Unregelmäßigkeiten aufgeben. Ergebnis der Umgestaltung in der Nazizeit war ein Gebäude im zeitgemäßen Heimatschutzstil, dessen revuekulissenhafte Anmutung nur wenig mit Dresdner Barockhäusern zu tun hatte. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude nur acht Jahre nach seiner Umgestaltung zerstört.


LINKE-Stadtrat Tilo Wirtz, Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung, warnt:

„Die Politik sollte hier der Versuchung widerstehen, sich durch dieses Grundstücksgeschäft ein Denkmal setzen zu wollen. Es besteht die Gefahr eines Griffs „ins Braune“, dass hier ein Denkmal für einen Nazi-Oberbürgermeister wieder aufgerichtet wird, der dies nicht verdient, weil die Politik der Nazis am Ende zur Zerstörung Dresdens geführt hat.

Es sollte gut überlegt werden, ob mit der kritiklosen Rekonstruktion eines Projektes der Volksbespaßung aus der Nazizeit eine dunkle Zeit unzutreffend idyllisiert und damit verharmlost wird."

Kategorien: Pressemitteilung, Wirtz

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