31. August 2020

Wirtschaftlichkeit des geplanten Verwaltungsstandortes am Ferdinandplatz nicht gegeben - Stadtrat mit falschen Zahlen in der Wirtschaftlichkeitsberechnung getäuscht - Mieten günstiger als Bauen

Am 22.03.2018 hat der Stadtrat zur Projektentwicklung Neues Verwaltungszentrum am Standort Ferdinandplatz unter anderem beschlossen (V1941/17): „Bei der weiteren Entwicklung des Verwaltungsstandortes Ferdinandplatz ist auf Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zu achten und in Folgevorlagen hinsichtlich der Kostenentwicklung anhand von Vergleichskennzahlen (z. B. Vom Baukosteninformationszentrum deutscher Achitektenkammern GmbH) zu berichten.“

In der Vorlage V1940/17 wurde dem Stadtrat eine Wirtschaftlichkeitsberechnung mitgegeben, die einen wirtschaftlichen Vorteil einer Eigenrealisierung des Verwaltungszentrums nach 29 (!) Jahren ermittelte (Anlage im Anhang).  Allerdings sind die Zahlen, die dieser Abschätzung zu Grunde gelegt wurden, grob unzutreffend. Abgesehen davon, dass inzwischen von einer verdeckten Finanzierung über Bankverbindlichkeiten ausgegangen wird, die verzinst werden muss und die eine Eigenrealisierung finanziell in der Wirtschaftlichkeit belastet, stimmen auch die Vergleichszahlen nicht mehr. Wurde ursprünglich von einem Investitionsvolumen bei Eigenrealisierung von 162 Millionen Euro ausgegangen bei einer geplanten Nutzfläche von 50.875 m², ist inzwischen ein Budget von 135 Millionen Euro veranschlagt. 116 Millionen davon wurden im Rahmen des wettbewerblichen Dialogs ausgeschrieben.

Allerdings geht die Ausschreibung des Wettbewerblichen Dialoges nur noch von einer Nutzfläche von 22.212 m² aus. Mithin verteuert sich die Bauinvestition immens. Wurden in der Wirtschaftlichkeitsberechnung Baukosten von 3.200 Euro/m² veranschlagt, sind die Kosten im Zuge der Ausschreibung nun auf sage und schreibe 6.078 Euro/m² fast auf das doppelte explodiert! Damit ist der Bau nicht mehr wirtschaftlich gegenüber einer realistischen Anmietung und sprengt sogar den Baukostenindex für Bürobauten. Für Bürobauten mit hohem(!) Standard ist derzeit eine Spanne von 3.200 bis etwa 5.000 Euro/m², im Mittel 4.100 Euro/m² realistisch. Damit liegen die veranschlagten Kosten ein Fünftel über der höchsten Spanne des Baukostenindex in der luxuriösesten Kategorie von Bürobauten. Das hat der Stadtrat nicht bestellt.

Gleichzeitig bestätigt sich eine Aussage über Generalübernehmerverfahren gegenüber der losweisen Ausschreibung durch die öffentliche Hand. Zwar besteht in GÜ-Verfahren mehr Kostensicherheit, die berüchtigten Kostensteigerungen am Bau bleiben aus, allerdings sind GÜ-Verfahren insgesamt von vornherein wesentlich teurer.


Dazu Stadtrat Tilo Wirtz (DIE LINKE), Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften: „Über die Intransparenz des Ausschreibungsverfahrens hinaus fühle ich mich von der Verwaltung mit falschen Zahlen getäuscht. Oberbürgermeister Dirk Hilbert hat nun unverzüglich dafür zu sorgen, dass die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit korrekten Zahlen vorgelegt wird. Da die Annahmen für die Miete realistisch waren, ist eine Wirtschaftlichkeit in Eigenrealisierung nicht mehr nachweisbar.
Es bleibt der Verdacht, dass die Verwaltung sich einen Palast bauen möchte und hier anfangs die Flächen aufgeblasen worden sind, um anschließend mit einer angeblichen Verkleinerung des Projektes fast doppelte Kosten pro Quadratmeter zu verschleiern."


Wirtz zufolge sei es jetzt angeraten, nochmals am Büromarkt in Dresden Flächen zur Verwaltungsunterbringung zu akquirieren. Signale für wirtschaftlich vertretbare Angebote lägen vor. Trotz einiger anfallender Kosten für das laufende Verfahren lohne es sich, noch über Alternativen nachzudenken. Die Tiefbauarbeiten seien hinsichtlich archäologischer Untersuchungen und Altlasten nicht verloren und einigen hunderttausend Euro verlorenen Kosten lohne es nicht, mehrere Millionen hinterher zu werfen.



Nachweis der Baukosten je Quadratmeter Nutzfläche:

Annahme ursprünglich in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Budget: 162 Millionen für 50.875 m² Nutzfläche,
entspricht 3.184, rund 3.200 Euro/m² Nutzfläche

Ausschreibung:
Budget mit Eigenleistungen der Stadt:135 Millionen für 22.212 m² Nutzfläche,
entspricht 6.078 Euro/m² Nutzfläche

Kategorien: Pressemitteilung

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